Wothouq e.V. ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Leipzig. Wir sind ein Zusammenschluss von Personen, die seit vielen Jahren an unterschiedlichen Orten, insbesondere an den europäischen Außengrenzen tätig sind und verschiedene Projekte im Bereich Migration mit aufgebaut haben. Was uns verbindet: Wir alle haben durch persönliche Erlebnisse oder berufliche Tätigkeiten Erfahrungen im Bereich Migration – sei es durch eigenes Exil oder über die Arbeit als Aktivist*innen. Darüber hinaus wirken sowohl in der Türkei als auch in Europa viele aktive Unterstützer*innen im Verein mit.

Einige Monate vor Wirksamwerden des EU-Türkei-Deals trafen wir erstmals auf Lesbos zusammen und wurden dort Zeug*innen der darauffolgenden, dramatischen Veränderungen auf griechischer Seite. Im Rahmen der Mitarbeit einiger unserer Mitgründer*innen in lokalen Rechtsberatungsprojekten bekamen wir durch die Berichte der Geflüchteten eine klare Vorstellung von dem defizitären Zustand des staatlichen Schutzsystems für Schutzsuchende in der Türkei.

Seit 2018 hat sich während unserer Recherchereisen in die Türkei ein stabiles Netzwerk engagierter Personen und Gruppen gebildet. Aus unseren Bemühungen, die Entwicklung vor Ort zu dokumentieren und Informationen zu sammeln, können wir schließen, dass sich die Lage in der Türkei dramatisch verschlechtert hat. Mit unterschiedlichen Gruppen, Betroffenen und anderen Einzelpersonen, aber vor allem in Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation in Izmir haben wir die Projektidee entwickelt, aus welcher das Gemeinschaftszentrum „Yasamak“ (türk. Leben) entstand.

 

Allerdings ist uns bewusst, dass die Gründe für die unwürdigen Lebensbedingungen von Menschen auf der Flucht, in der Türkei, Griechenland und vielen anderen (europäischen) Staaten, systematisch sind und nicht allein durch direkte Unterstützung der Betroffenen behoben werden können. Vielmehr ist ein Bewusstsein für die Ursachen von Flucht und Migration und ein davon ausgehendes Umdenken in der Gesellschaft notwendig, um eine politische Neuausrichtung zu erreichen. Erst ein Verständnis für fortbestehende Unterdrückungsmechanismen wie Privilegien, Diskriminierung, Rassismus und Geschlechterungleichheit sowie für Klimagerechtigkeit kann mit einem damit einhergehenden Wandel unseres Handelns nachhaltig zu einer positiven Veränderung innerhalb unserer Gesellschaft führen.